Pressemeldung 10/23 Saarbrücken, 24.07.2023
Wo geht die Reise bei E-Fuels hin?
Autoregion und IHK diskutierten im Porsche Zentrum Saarland die aktuelle Lage
Es ist ein Reizwort für die ideologischen Verfechter einer nur batteriegetriebene Antriebswende: E-Fuels. Also jene aus erneuerbaren Energien hergestellten synthetischen Kraftstoffe, mit denen Verbrennungsmotoren umweltfreundlich weiter betrieben werden können. Immerhin haben Berlin und Brüssel den Weg zur Nutzung von E-Fuels nach 2035 (Verkaufsverbot klassischer Verbrenner in der EU) freigemacht. „Damit ist die einseitige Fixierung auf die Elektromobilität beendet, die Technologieoffenheit hat sich durchgesetzt“, so Armin Gehl, Geschäftsführer des großregionalen Zuliefererverbandes autoregion e.V.
„E-Fuels – wohin geht die Reise?“ fragten jüngst autoregion und IHK Saarland in einer Expertenrunde im vollbesetzten Ausstellungsraum des Porsche Zentrum Saarland in Saarbrücken. Also bei jenem deutschen Autohersteller, der sich im Rahmen seiner Strategie (Elektromobilität bei neuen Fahrzeugen, alternative Kraftstoffe für die Bestandsfahrzeuge) als einziger deutscher Hersteller klar für den Einsatz synthetischer Kraftstoffe positioniert hat. Porsche habe richtig erkannt, dass nicht allein der E-Mobilität die automobile Zukunft gehöre, sagte Alexander Lang, Geschäftsführer des Porsche Zentrum Saarland. Porsche habe im Rahmen seiner Plattformstrategie „Eine (Plattform) für alle (Antriebsformen)“ entwickelt. „Denn wir wollen auch künftig emotionale Produkte anbieten und möchten, dass unsere Kunden ihre Fahrzeuge mit Verbrennern künftig weiterbewegen dürfen“, so Lang.
Porsche hat zusammen mit HiF Global, Siemens Energy und ExxonMobil die Pilotanlage „Haru Oni“ im Süden Chiles in Punta Arenas gebaut. Dort werden seit Dezember 2022 mit Hilfe von Windenergie E-Fuels hergestellt. „Diese Pilotanlage ist nicht das Ende der Fahnenstange, sondern der Beginn“, sagte Karl Dums, Senior Manager E-Fuels bei Porsche. E-Fuels seien zu teuer, so die Kritiker. Dums stellt klar: „Man muss sie an der richtigen Stelle produzieren.“ Also dort, wo es im Überfluss nahezu kostenlosen Grünstrom gibt – in diesem Fall Windenergie, sagt er und hält ein Fläschchen mit der dunklen E-Fuel-Flüssigkeit hoch. Zudem würden fossile Kraftstoffe auf Sicht teurer, die Produktionskosten in Südchile für einen Liter setzt er mit 0,3 Euro-Cent an.
Dr. Monika Griefahn, Vorstandsvorsitzende der E-Fuels-Alliance und Gründungsmitglied von Greenpeace, verwies auf die allein in Europa derzeit fahrenden rund 350 Millionen Pkws (Elektroanteil Ende 2022 rund neun Prozent), für die Lösungen gefunden werden müssen: „E-Fuels sind klima- und wirtschaftspolitisch sinnvoll.“
In Deutschland wird etwa in Karlsruhe am Institut für Technologie (KIT) zur Rolle von E-Fuels, aber auch an so genannten Re-Fuels an zwei Syntheseanlagen geforscht. Was sind Re-Fuels? Sie lassen sich aus kohlenstoffhaltigen Reststoffen der Land- und Forstwirtschaft, aus Industrie- und Siedlungsabfällen sowie mittels direkter Umwandlung von CO2 und nachhaltig erzeugtem Wasserstoff herstellen. Dr . Olaf Toedter, Leiter Neue Technologie und Zündsysteme am KIT, plädiert dafür „Kraftstoffe neu zu denken.“ Regenerativ hergestellte Kraftstoffe wie Re-Fuels – hätten die gleiche Energiedichte wie fossile Kraftstoffe und seien ein vielversprechender Weg hin zu einer CO2-neutralen Mobilität.
Der Saar-FDP-Politiker Oliver Luksic, parlamentarischer Staatssekretär im Bundesverkehrsministerium, ist überzeugt, „dass wir alle Antriebssysteme auf dem Weg zur Klimaneutralität brauchen.“ Matthias Braun, Europa-Repräsentant von Saudi Aramco (weltgrößter Erdöllieferant) unterstrich, dass Aramco weltweit auf den Verbrennungsmotor setze, „fest an ihn glaube“ und kündigte dafür große Investitionen in China an. Und schließlich forderte IHK- und autoregion-Geschäftsführer Dr. Carsten Meier mit Blick auf die aufgeheizte Diskussion: „Wir brauchen eine Regulierungspause. Als IHK sind wir für Technologieoffenheit, wir müssen unsere Arbeitsplätze in Deutschland erhalten.“
Informationen und Rückfragen
Armin Gehl, Geschäftsführung
Telefon: 0681 – 95 20 596
Fax: 0681 – 94 888 61
E-Mail: a.gehl@autoregion.eu
Internet: www.autoregion.eu