Saarbrücken Unternehmen und Hochschulinstitute aus dem Saarland und Rheinland-Pfalz haben den Batteriekreis-Südwest ins Leben gerufen. „Damit treiben wir die Transformation voran und leisten einen Beitrag für die Zukunft der Mobilität“, begründete Armin Gehl, Geschäftsführer des Netzwerks Autoregion, diese Initiative.
Auf der anderen Seite sind die Herausforderungen riesig. „Wenn, wie aus politischen Kreisen gewünscht, im Jahr 2030 rund 15 Millionen Pkw in Deutschland mit Batterie angetrieben werden sollen, müssten ab heute täglich 5033 Autos mit Elektro-Antrieb zugelassen werden“, erläuterte er. „Ein unmögliches Unterfangen.“
Die Fokussierung auf E-Autos habe außerdem zur Folge, dass rund 30 Prozent der Menschen, die heute noch Pkw mit Verbrenner-Motor produzieren, „ihre Arbeit verlieren“, so Gehl. Hinzu kämen zehn Prozent an Beschäftigung, die von Robotern übernommen würden. Bei anderer Gelegenheit rechnete er vor, dass von den rund 40.000 Jobs in der saarländischen Automobilindustrie etwa 20.000 überflüssig sind, wenn nur noch Autos mit Elektro-Antrieb produziert würden.
Ein riesiges Problem sei das zudem das Recyceln der Großbatterien, die die Autos antreiben. Schon jetzt „fallen jährlich über 50.000 Tonnen Batterien an“. Im Jahr 2030 seien das 150.000 Tonnen an Energieträgern, die wiederverwertet werden müssen. Hier böten sich auch Chancen. „Das Saarland kann zum Zentrum des Batterie-Recyclings werden, wenn jetzt die richtigen Weichen gestellt werden“, betonte Gehl am Rande der Veranstaltung.
Michael Fetscher, der bei der Autoregion für die Batterietechnik zuständig ist, erläuterte, dass der neue Batteriekreis-Südwest „auf jeden Fall Sinn macht“. Wenn dieses Netzwerk funktioniert, „haben wir unter anderem geringere Produktions- und Transportkosten, robuste Lieferketten, die Chance auf neue Investitionen und Arbeitsplätze, ein verbessertes Image in der Region und kommen unserer gesellschaftlichen Verantwortung nach“. Fetscher geht davon aus, „dass wir die komplette Wertschöpfungskette im Südwesten etablieren können“. Das beginne damit, dass die Rohstoffe vorbereitet und die Batteriezell-Komponenten hergestellt werden. In der Region werden auch die Zellen produziert und zu Batterien zusammengesteckt. Der Einbau in Elektro-Autos könne ebenfalls vor Ort erfolgen. Zudem könne die Zweitverwertung der E-Auto-Batterie – zum Beispiel als Speicher für nicht verbrauchten Sonnenstrom aus der Photovoltaik-Anlage auf dem Dach – im Südwesten organisiert werden und am Ende des Batterie-Lebenszyklus ein Recycling-System aufgebaut werden.
Für das Recyceln müssen auf jeden Fall Lösungen her. Das wurde auf der Gründungsveranstaltung für den Batteriekreis überdeutlich. Das Europaparlament hat erst vor wenigen Tagen eine Verordnung beschlossen, die Recyclingziele für unterschiedliche Batterietypen vorgibt. Außerdem sollen alle Stromspeicher – nicht nur die von Autos – langlebiger werden. Sie sollen leichter wiederverwertet werden können und sie sollen in den Elektrogeräten oder Fahrzeugen nicht mehr fest verbaut, sondern reparier- und austauschbar sein. Zudem führt die Verordnung einen CO2-Fußabdruck ein, der regelt, wie viel des Klimagases bei der Herstellung von Batterien ausgestoßen werden darf. Darüber hinaus soll ein Batteriepass her, der Informationen über die Lebensdauer, die Ladekapazität und die Inhaltsstoffe der Batterie enthält.
Auch wenn diese Verordnung noch viele Hürden nehmen muss, bis sie in nationales Recht umgesetzt wird, geht die Branche schon heute davon aus, dass „die Entwicklung in diese Richtung geht“. Das verdeutlichte Jennifer Lenz, Direktorin Qualitätsmanagement für Europa beim chinesischen Batteriehersteller SVolt. Auch die Lieferketten der Rohstoffe müssten lückenlos nachgewiesen werden, sagte sie. Darüber hinaus würden die Autobauer darauf achten, dass der CO2-Fußabdruck bei der Batterie-Herstellung möglich klein ist. „Im besten Fall soll die Batterie-Produktion komplett mit Strom aus erneuerbaren Energiequellen vonstattengehen“, so Lenz. SVolt will in Überherrn eine Fabrik für Batterie-Zellen bauen. In Heusweiler werden die Zellen dann zu Batterien zusammengesteckt. Für das Werk in Überherrn „sind wir mitten im Genehmigungsverfahren“, sagte Wirtschafts-Staatssekretärin Elena Yorgova-Ramanauskas bei der Veranstaltung. „Durch den Wandel der Automobilindustrie vom Verbrenner zur E-Mobilität wird das Thema Batteriekreislauf immer wichtiger“, betonte sie. „Deshalb ist es richtig und wichtig, die Weichen für eine nachhaltige und wettbewerbsfähige Batteriewertschöpfungskette zu stellen.“ Yorgova-Ramanauskas sagte, dass sie sich freue, „dass es der Autoregion gelungen ist, die wichtigen regionalen Akteure im Saarland zusammenzubringen, die das nötige Know-how besitzen, um die Transformation der Automobilindustrie im Saarland voranzubringen.“
Der Stromverbrauch bei der Batterie-Herstellung wird riesig sein. Das verdeutlichte Arndt Döhler, Innovationsbeauftragter von Opel ACC. Das Unternehmen ist dabei, eine Batteriefabrik für E-Autos in Kaiserslautern hochzuziehen. Partner sind der französische Energiekonzern Total, die Opel-Mutter Stellantis und Mercedes. Döhler rechnete vor, dass diese Gigafactory ab dem Jahr 2030, wenn die Fertigung ihren Endausbau erreicht hat, den 2,5-fachen Bedarf an Strom haben wird, der heute in der gesamten Stadt Kaiserslautern verbraucht wird. Diese Energiemenge klimaneutral zur Verfügung zu stellen, „wird eine gigantische Herausforderung“. Auch die Rekrutierung neuer Mitarbeiter „wird nicht einfach“, sagte er. Derzeit arbeiten bei ACC in der Pfalz 75 Frauen und Männer. Schon im Oktober 2025 sollen es mehr als 750 sein.
„Um deren Qualifikation sicherzustellen, müssen ganz neue Berufsbilder her.“ Das verdeutlichte Klaus Herrmann, Leiter Forschung und Ausbildung beim St. Ingberter Industrie-Ausrüster Festo. Um dies sicherzustellen, startet ab August das Projekt Abakos („Aufbau Batteriekompetenz Saarland“). „Wir wollen Fachkräfte ausbilden, die in der Lage sind, entlang des gesamten Lebenszyklus einer Batterie zu arbeiten“, sagte Herrmann. Abakos läuft über fünf Jahre. Das Projekt wird mit 9,5 Millionen Euro gefördert.