Pressemeldung 07/22 Das „Autoland Saar“ wird es weiterhin geben Autoregion-Chef Armin Gehl zur Produktionseinstellung von Ford in Saarlouis ab 2025

Armin Gehl im Interview mit Eurosaar:

 

ES: Ford beendet 2025 seine Autoproduktion in Saarlouis nach über 50 Jahren. Das Ende vom „Autoland Saar“?

Gehl:  Keineswegs. Die Ford-Produktion ist Bestandteil des größten Industriezweiges im Saarland, der Automotive-Branche mit heute noch rund 42.000 Mitarbeitenden. Wenn in Saarlouis keine Autos mehr gebaut werden, ist das zwar schade, ein Schock vor allem für die Betroffenen, die dort arbeiten, aber auch nicht der Weltuntergang. Wir bleiben weiter „Autoland Saar“.

ES: Wieso das?

Gehl: Die Autozulieferer sind ja weiterhin am Standort – von Bosch über Eberspächer, Nemak und Voit bis ZF. Und stellen weiter viele Arbeitsplätze zur Verfügung. Alle arbeiten an der Transformation, richten sich auf Produkte für die Elektromobilität ein, der größte Umbau je in der saarländischen Wirtschaft.

 

ES:  Die Landesregierung hat ein Paket von einer halben Milliarde Euro geschnürt, um Ford auf dem Röderberg zu halten. Gab es wirklich keine Alternative zum Produktions-Aus?

Gehl: Wir müssen bei allen Emotionen die Lage ökonomisch betrachten. Ford Europa, wozu das Werk Saarlouis gehört, schrieb 2021 operativ rote Zahlen. Die müssen natürlich im Rahmen der Konzernbilanz weg. Deutschland ist Hochlohnland, Autoproduktion in Deutschland teuer. Also sucht man Stellschrauben zum Kosten senken. Da hat es Saarlouis getroffen, das gegen das spanische Ford-Werk in Almussafes bei Valencia verloren hat. Welche unternehmerischen Entscheidungen, wie etwa Modellpalette, geringere Lohn- und somit geringere Herstellkosten, zu der Situation beitrugen, steht auf einem anderen Blatt.

ES: Welche Vorteile bietet das spanische Werk?

Gehl: Die Lohnstruktur ist niedriger als hier. Auch die dortige Region hat Ford ein großes Paket geldwerter Vorteile zusammengestellt. Auch dort gibt es einen Zuliefererpark wie in Saarlouis. Aber jenseits des Mittelmeeres lassen sich in Marokko zahlreiche Zulieferer nieder, darunter auch ein enger Ford-Zulieferer aus den USA,  die dort zu den niedrigen marokkanischen Löhnen produzieren können und der Transportweg übers Wasser bis Valencia ist kurz. Das dürfte mit eine Rolle gespielt haben. Auch der CO2-Abdruck in Valencia ist besser als der in Saarlouis. Eine von VW im Großraum Valencia betriebene Akkufabrik und Bodengruppenproduktion, die bei Ford zum Einbau kommt, war wohl auch ein KO-Kriterium für Saarlouis.

ES: Was wird nun aus dem Werk Saarlouis?

Gehl: Da fallen mir allerhand Möglichkeiten ein.  Um völlige Verfügungsfreiheit zu haben, müsste das Land den Komplex erwerben. Dann könnte man etwa einen asiatischen Elektroautohersteller, die massiv nach Europa drängen, dort ansiedeln. Auch eine weitere industrielle Verwendung wäre sinnvoll, da wir keine neuen Genehmigungen brauchen

In spätestens zehn Jahren brauchen wir in Deutschland große Kapazitäten für das Recycling der Elektroauto-Batterien, ein Problem, das derzeit noch recht locker betrachtet wird. Dort ließe sich ein großes Zentrum für Batterie-Recycling ansiedeln. Das Verfahren dafür wird gerade von Prof. Vette-Steinkamp am Umweltcampus in Birkenfeld entwickelt - direkt vor unserer Haustür. Davon können wir profitieren. Wir müssen die Ärmel hochkrempeln, und nach vorne blicken. Wir schaffen das, da bin ich mir sicher. Die jüngst gegründete Transformationsgesellschaft TraSaar, wo auch autoregion mit im Boot ist, wird der Automotive-Branche neue Perspektiven aufzeigen und bei der Weiterqualifizierung von Mitarbeitenden helfen. Jetzt in Panik zu verfallen ist der falsche Weg, auch Ministerpräsidentin Rehlinger blickt positiv nach vorne und wir von autoregion werden aktiv an dem Weiterleben des Standortes Saarlouis im Automobilbereich mitarbeiten. Als Zukunftscampus für neue Technologien und die Ansiedlung neuer zukunftsweisender Unternehmen.   

 

Informationen und Rückfragen

Armin Gehl, Geschäftsführung

Telefon: 0681 – 95 20 596

Fax: 0681 – 94 888 61

E-Mail: a.gehl@autoregion.eu

Internet: www.autoregion.eu

 

 

 

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